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KARL MAYER Holding SE & Co. KG

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15.04.2024 00:04

Warten auf Aufwind

Blick auf die JEC World 2024 und die Stimmung in der Composite-Branche von Hagen Lotzmann und Martin Legner, KARL MAYER GROUP

Die KARL MAYER GROUP gehörte auch in diesem Jahr zu den Ausstellern der JEC World in Paris. Der innovative Player der Composite-Branche präsentierte vom 5. bis 7. März in der französischen Landeshauptstadt sein Know-how und seine fortschrittliche Technologie für die Herstellung von multiaxialen Verstärkungsgelegen sowie technischen Flachstricklösungen und ist mit den Ergebnissen zufrieden. Die Resonanz der Besucher auf die Messebeteiligung entsprach den Erwartungen. Es gab neue Kontakte, einige fundierte Projektgespräche und Anfragen zu vielversprechenden Vorhaben von Bestandskunden, allerdings meist nur zu Sonderthemen.

„Investitionen in breite Marktfelder sind aktuell nicht in Sicht“, sagt Hagen Lotzmann, Verkaufsleiter bei KARL MAYER Technische Textilien. Die gesamte Branche verharre in Wartestellung – eine schwierige Situation für alle! Ulrike Schlenker von my TEXTILE NEWS wollte mehr über die Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten wissen und sprach mit Hagen Lotzmann sowie seinem Kollegen Martin Legner, der die STOLL-Anwendungstechnik leitet.

 
US: Woraus resultiert aus Ihrer Sicht die anhaltend herausfordernde Konjunkturlage in der Composite-Branche?

HL: Als Hersteller von Multiaxialwirkmaschinen sind wir mitten in die Wertschöpfungskette eingebunden und haben den Markt immer im Blick. Dieser steht derzeit in doppelter Hinsicht unter Druck: durch eine geringe Nachfrage einerseits und niedrige Rohstoffpreise andererseits. Beides drückt auf die Margen aller Marktteilnehmer.

Die Konjunkturlage der Branche wird seit Langem insbesondere von Composites aus Glasfasern bestimmt. Mengenmäßig sind Glasfasern weiterhin der dominierende Faserrohstoff, über 90 % aller Anwendungen für faserverstärkte Verbundwerkstoffe basieren darauf. Auch aus der Windkraftbranche sind Glasgelege nicht wegzudenken. Der Ausbau der Windenergienutzung als Motor ist allerdings ins Stottern geraten. Er steht zwar als Nachhaltigkeitsmaßnahme auf der Agenda vieler Regierungen, kommt aber angesichts der multiplen Krisenlagen weltweit nicht wie erhofft voran. Dies schwächt die Nachfrage. Die Auftragsbücher bleiben leer, es kommt zu einem Überangebot an Rohmaterial und als Folge zu einem Preisverfall, der die gesamte Wertschöpfungskette unter Druck setzt und die Gewinnmargen senkt. Durch die umgekehrte Situation in den vorangegangenen Jahren wird dieser Effekt noch verstärkt. Gestörte Lieferketten im Zuge der Pandemie und ein hoher Bedarf durch die noch boomende Windkraftbranche führten zu einer Rohstoffverknappung. Die Hersteller bevorrateten sich entsprechend großzügig, bauen aber nun ihre Bestände ab.

Zusätzlich machen den europäischen Herstellern die hohen Energiekosten zu schaffen. Insbesondere die Faserproduktion für Glas- und Carbon-Composites ist äußerst energieintensiv.


US: Bleiben wir beim Thema Carbon. Wie sieht die Lage für Composites aus Carbonfasern aus?

HL: Der Carbongelege-Markt hat sich für uns zu einem soliden Standbein entwickelt. Wir haben kontinuierlich Projekte hierzu in unseren Auftragsbüchern. Da die Vorhaben meist sehr spezielle Anwendungen im Fokus haben, können wir uns mit unserer COP MAX 5 gegenüber Mitbewerbern durchsetzen. Die Multiaxialwirkmaschine ist äußerst effizient und präzise und lässt sich durch verschiedene Ausstattungsoptionen an die vielfältigsten Einsatzfälle anpassen. Dies ist ein echter Vorteil für unsere Kunden!

 

US: Wie wichtig ist die Verarbeitung von Carbon für die Flachstrickbranche? An welchen Themen arbeiten Sie, Herr Legner?

ML: Der Einsatz von Carbonfasern auf Flachstrickmaschinen gewinnt an Bedeutung. Wir sind hier einerseits immer noch mit den Grundlagen befasst, suchen jedoch andererseits auf der Anwendungsseite nach geeigneten Themen, die sich einfacher und eventuell für Flachstrick typischer umsetzen lassen, aber ebenfalls etwas mit Leichtbau zu tun haben.

Zudem beschäftigen wir uns mit dem Thema Thermoplaste. Wir haben einige Muster aus gängigen Fadenmaterialien hergestellt und dabei gezielt platziert thermoplastische Materialien zur Verstärkung und Versteifung integriert. Insbesondere in Kombination mit den Potenzialen der Stricktechnik ergeben sich vielversprechende Produktinnovationen, beispielsweise Gehäuse aus einem passgenauen Gestrick, das seine Festigkeit und Robustheit durch geeignete thermoplastische Garnkomponenten und Stricktechniken erhält. Verstärkungseffekte lassen sich auch durch die Integration von verstärkenden Fadenelementen erzielen. Hier beschäftigen wir uns gerade mit der Frage, was die Stricktechnik möglich macht, wenn ein gestricktes Textil künftig neben Maschen und Schussfäden auch Kettfadenmaterialien umfasst. Gerade für Verbundmaterialien sehen wir große Potenziale durch die Umsetzung gezielt aufgebauter Formstricktextilien.

 

US: Sprechen wir über das Thema Nachhaltigkeit. Herr Lotzmann, Sie haben auf der JEC World gerade einen Ski aus hanfbasierten Composites vorgestellt. Wie aufgeschlossen ist die Branche für solche Nachhaltigkeitsinnovationen?

HL: Bereits zur JEC World im vergangenen Jahr hatten wir ein Snowboard aus Flachs gezeigt und darauf eine gute Resonanz erhalten. In diesem Jahr haben wir einen Ski aus Hanftapes vorgestellt, der uns ebenfalls mit vielen Fachleuten ins Gespräch gebracht hat. Wir bemerken ein steigendes Interesse an naturfaserverstärkten Composites. Immer mehr Vertreter aus Industrie und Forschung beschäftigen sich mit diesem Thema, bilden neue Allianzen und Technologieplattformen und es entstehen neue Player. Allerdings ist es bis zum kommerziellen Durchbruch noch ein langer Weg. Insbesondere der Preis muss attraktiver und die gesamten Wertschöpfungsprozesse einschließlich der Rohstoffgewinnung müssen industrietauglicher werden. Mit unseren Technologieangeboten können wir hierzu einen großen Beitrag leisten. Unsere Multiaxialwirkmaschinen sind äußerst flexibel. Alle technischen Garne lassen sich problemlos im industriellen Maßstab darauf verarbeiten. Durch ihre hohe Effizienz können damit auch Nischenprodukte wirtschaftlich gefertigt werden, beispielsweise um Auslastungslücken zu schließen.

 

US: Sie haben Ihr Know-how bei der Herstellung von naturfaserverstärkten Composites bisher durch Exponate aus dem Sportequipment-Bereich demonstriert. Wie sieht das Interesse an innovativen Nachhaltigkeitslösungen in anderen Branchen aus? Lange Zeit galt beispielsweise der Automobilbau als Hoffnungsträger für faserverstärkte Verbundwerkstoffe.

HL: Die Sportbranche ist von Haus aus sehr aufgeschlossen für umweltfreundliche Innovationen. Mit Blick auf den umweltbewussten und naturverbundenen Konsumenten schauen die Hersteller weniger auf den Preis als auf das Thema Nachhaltigkeit. Dies ist in der Automobilindustrie anders. Die Unternehmen sind äußerst kostenbewusst. Außerdem sehen wir eine wesentlich stärkere Fokussierung auf die Antriebstechnologie und Digitalisierung des Fahrerlebnisses als auf Neuentwicklungen im Materialbereich. Dennoch ist der Automobilbau ein wichtiger Markt für uns. Mit unserer Multiaxialtechnologie konnten wir hier schon viele Impulse setzen, beispielsweise bei den elektrischen und teilelektrischen Modellen der Submarke BMW i. Bei dem 2015 zur IAA in Frankfurt am Main ausgestellten BMW i3 bestanden viele Teile der Karosserie aus Composites mit multiaxialen Carbon-Verstärkungsgelegen.

Auch in anderen Branchen haben wir zahlreiche interessante Projekte vorangebracht. Wir sind ein langjähriger Entwicklungspartner der Composite-Branche. Unsere Kunden und Mitstreiter können auf unsere erstklassige Expertise und die Möglichkeiten unseres hochmodern ausgestatteten Technikums bauen. Unsere Anwendungstechniker freuen sich auf neue Herausforderungen.

 

US: Vielen Dank für die interessanten Einblicke!

 

 

 

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