dreikraut
22.08.2023 01:08
Ob buddhistischer Tempel, indisches Ashram oder europäische Kirche – Sie alle eint der gleiche Duft: Weihrauch. Um ihn zu erzeugen, wird in der Regel getrocknetes Weihrauch-Harz verräuchert. Weniger bekannt ist dagegen das ätherische Öl des Weihrauchs – dabei bringt es faszinierende Möglichkeiten mit sich.
Verblüffend vielseitig
Weihrauch-Öl kann auf verschiedene Arten verwendet werden. Der naheliegendste und häufigste Gebrauch ist das Öl als Raumduft. In einem kleinen Schälchen auf einem Teelicht verbreitet sich schnell ein angenehm würziger Geruch im Raum. Besonders empfehlenswert ist das während einer kleinen Auszeit. Vielleicht nehmen Sie sich abends gerne eine Stunde zum gemütlichen Lesen im Sessel? Oder stehen morgens besonders früh auf, um sich mit einer Meditation oder beim Yoga auf den Tag vorzubereiten?
Weihrauch-Öl kann solche besonderen Momente bereichern. Das schafft nicht nur eine sinnliche Atmosphäre, sondern hilft auch beim Abschalten. Deshalb sind ätherische Öle auch in der Aromatherapie so beliebt. Im Gegensatz zum Räucherharz entsteht beim Verdampfen auch kein schädlicher Feinstaub.
Weihrauch-Öl ist außerdem beliebt als Balsam auf der Haut, weil ihm hautberuhigende Eigenschaften zugeschrieben werden. Deshalb eignet es sich hervorragend zum gezielten Auftragen auf trockenen oder rissigen Stellen. Auch bei Neurodermitis, Schuppenflechte oder Akne wird Weihrauch-Öl gerne unterstützend eingesetzt. Dabei soll es sowohl die Symptome wie Jucken und Brennen lindern, als auch den Heilungsprozess fördern.
Davon abgesehen spricht natürlich nichts gegen eine Anwendung aus reiner Lust am Genuss: Eine entspannende Massage nach einem langen Tag im Büro tut gut – erst Recht mit etwas Weihrauch-Öl. Wer mag, kann auch einen Tropfen aufs Handgelenk auftragen, um den köstlichen Duft eine Weile mit durch den Tag zu nehmen. Wissenswert: Weil ätherische Öle selber keine Fette enthalten, verdunsten sie rückstandslos, fetten auf der Haut nicht nach und sind deshalb wesentlich unproblematischer für Textilien als z.B. herkömmliche Massage-Öle.
So kommt der Duft in die Flasche
Weihrauch-Öl steckt im Harz der Boswellia-Bäume. Die knorrigen, auffälligen Bäume wachsen vor allem in Ostafrika, auf der arabischen Halbinsel und in Indien. In felsiger, trockener Wildnis ritzen Einheimische die blättrige Rinde der Stämme an. Dabei tritt das Harz aus und trocknet an der Luft. Die Waldarbeiter sammeln die Kautschuk-artige Substanz, Destillateure trennen die ätherischen Öle mit Hilfe von Wasserdampf von den übrigen Bestandteilen. Und das funktioniert so: Mühlen zerreiben das getrocknete Harz, anschließend kommt es mit Wasser in große Kessel, die den Sud erhitzen. Der Wasserdampf löst die ätherischen Öle, die anschließend in einem Rohr abkühlen und abtropfen können. Weil das Öl wasserabweisend ist, lässt es sich anschließend leicht abschöpfen.
Weihrauch ist nicht gleich Weihrauch
Es spielt durchaus eine Rolle, zu welcher Jahreszeit geerntet wird und um welche Boswellia-Art es sich dabei handelt. Die erste Ernte des Jahres liefert oft noch unreines Harz, im Laufe der Wochen verändert es dann seine Farbe von verschiedenen Brauntönen zu milchigem Weiß. Zum Ende der Erntezeit hin wird das hochwertigste Produkt gewonnen.
Für Weihrauch-Öle lassen sich aber die meisten Harze bedenkenlos verwenden. Die Destillation reinigt und konzentriert sie, dann folgt das Filtern und die Abfüllung. Davon abgesehen haben sich auch verschiedene Arten für verschiedene Anwendungen bewährt: Arabische Sorten wie Boswellia Sacra haben einen besonders würzigen Duft und eignen sich deshalb ideal als Räucherwerk. Die indische Variante Boswellia Serrata ist hingegen als einzige im Europäischen Arzneibuch verzeichnet, weil ihr Harz einen besonders hohen Säureanteil aufweist. Sie wird deshalb vor allem als Grundlage für Pulver und Kapseln zum Einnehmen verwendet. Gleichwohl enthält sie auch das begehrte, aromatische Öl.